Dienstag, 28. Juni 2011
Der moderne Bergtourismus
Warum eigentlich sind die meisten Journalisten, die etwas auf sich halten, gegen den so genannten modernen Bergtourismus? Dominik Prantl beschreibt den Downhiller als "hasardierenden Schussfahrer", Birgit Lutz-Temsch Klettersteige abwertend als "Abenteuerspielplätze", Ernst Vogt sympathisiert mit dem Innsbrucker Alt-Bischof Reinhold Stecher, der sich gegen das inszenierte Bergerlebnis als Event ausspricht, Michael Pause beweist alle zwei Wochen in Bergauf-Bergab, Tom Dauer monatlich in der Alpin einen eindeutigen Standpunkt. Sind sie alle altmodisch?

Wie, bitte schön, soll denn der moderne Großstädter die Bergwelt erfahren, wenn nicht als organisiertes Event. Hat er denn noch Zeit sich unter der Woche, neben Job, Familie und Lebensorganisation um eine gewissenhafte Vorbereitung einer Bergtour zu kümmern? Soll er, weil er diese Zeit eben nicht hat, am Wochenende besser zu Hause bleiben und sich und seinem Nachwuchs die Natur nicht näher bringen, auf die Gefahr hin, sich vorwerfen lassen zu müssen, sein Kind wisse nicht wie eine Kuh aussieht und er hätte keine Ahnung von Naturschutz?

Zurück zur Ausgangsfrage: ja, sie sind altmodisch. Sie versuchen die aktuellen Entwicklungen von der Bergwelt fern zu halten, wollen, dass das verrückte Leben der Großstädter nicht auf die heile Bergwelt trifft. Ein hehres Ziel. Einige Menschen, die in den Bergen leben, sehen das allerdings ganz anders: sie freuen sich mehr über Touristen, die in Hotels und Bergdörfern schlafen, dort essen und eine geführte Klettersteigtour als Event machen, als über Bergsteiger, denn Erstere lassen mehr Geld da. Viele kleine Dörfer könnten ohne den Event-orientierten Bergtouristen wirtschaftlich gar nicht überleben bzw. ginge es ihnen nicht so gut, wie es ihnen eben geht.

Und dennoch: auch ich, jünger als die genannten Kollegen, bin gegen diese Art von Tourismus. Denn was sucht der Städter denn eigentlich in den Bergen? Ich unterstelle ihm, dass es wohl eher Ruhe denn Abenteuer ist. Er weiß es bloß selbst nicht mehr. Mit Ruhe kann der, auch in seiner Freizeit immer gehetzte moderne Mensch nämlich schon lange nichts mehr anfangen. Und so bringt er die Hektik in die Berge. Davor muss er - auch gegen seinen Willen - geschützt werden.

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