Sonntag, 31. Juli 2011
Parallelwelten I
elegete meier, 14:39h
Es gibt sie wirklich: Menschen, die Samstagabend Musikantenstadl schauen - genau so ungesund braun wie die Michis, Steffis und Marias auf dem Bildschirm - und die ernsthaft Julia-Liebesromane vom Bahnhofskiosk lesen, aber mit ihrem Mann kaum ein Wort wechseln. Ein Exemplar davon liegt gerade neben mir im Krankenhaus. Beim Beobachten kommt es mir wirklich so vor, als sähe ich in ein Paralleluniversum. Von meinem Leben scheint das ihrige mindestens so weit entfernt wie OGLE-2005-BLG-390Lb von der Erde. Jetzt könnte man ja meinen, diese Spezies sei vom Aussterben bedroht, aber nein: der Schlagernachwuchs ist jung. Angelo ist nicht älter als Mitte zwanzig und trotzdem stellt er sich mutterseelenalleine unter blitzblauem Sonnenhimmel auf eine Bühne und singt vom Sommer und seinem Herzen, bleckt seine strahlend weißen Zähne in die Kamera und läuft dynamisch auf und ab. Einen Stock tiefer stehen und sitzen die in die Jahre gekommenen Fans, klatschen eifrig mit und wackeln mit ihren Hüftprotesen. Wahrscheinlich gibt es von diesen Schlager-hörenden, Liebesroman-lesenden braungebrannten immer etwas gelangweilten Eheleuten mehr als ich mir vorstellen kann und wahrscheinlich geht man bei seiner Einschätzung wie immer viel zu sehr von seinen subjektiven Erfahrungen und seinem direkten Umfeld aus. Und wahrscheinlich ist meine Welt für diese Leute noch weiter entfernt als OGLE-2005-BLG-390Lb von der Erde.
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aussagekarzinom,
Sonntag, 31. Juli 2011, 14:54
böse, lustig und nachvollziehbar...guter text, thx...
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