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Montag, 1. August 2011
Parallelwelten II
Es ist so weit: ich bin nicht mehr ans Krankenhausbett gefesselt, sondern darf aufstehen und die Umgebung erkunden. Das Hospital liegt im Zentrum von St. Johann in Tirol, die Sonne scheint, es ist warm und Touristen-Hochsaison. Gegenüber auf dem Gehsteig schieben Urlauber ihre Massen durchs Dorf und Stammgäste stolzieren wie auf einem open-air Laufsteg: Extensions in den Haaren, aufgeblasene Lippen im Gesicht, schwindelhohe Schuhe unter den Fersen, gehüllt in eine sinnesvernebelnde Parfümwolke ziehen sie, ihre Augen hinter großen, dunklen Scheiben versteckt, durch die Straßen. Gelangweilt fahren sie in Bahnen auf verschandelte und abgeholzte Berge, kaufen überteuerte Trachtenaccessoires in Nobelläden und räkeln ihre Luxuskörper versteckt hinter Hotelmauern in der Sonne. Wer eigentlich, fragt man sich - selbst in elegante Thrombosestrümpfe und ein überweites Nachthemd gekleidet - findet diese künstlichen Geschöpfe mit ihren blondierten Mähnen und tätowierten Lidstrichen (damit sind nicht nur Frauen gemeint) eigentlich schön? In meiner Welt jedenfalls keiner, in deren Universum scheinen andere Gesetze zu gelten - zum Glück lebe ich in einer Parallelwelt!

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